Keine Angst!

Hast du schonmal den Satz gehört, wenn du dich vor irgendwas gefürchtet hast: Hab keine Angst!? Vielleicht hast du ihn auch selbst schon des öfteren zu anderen gesagt. Ist ja auch normal, zu versuchen, dem anderen, wenn es irgendwie möglich ist, seine Angst nehmen zu wollen. Doch manchmal ist dies nicht möglich, weil die Angst zu groß und nicht einfach so, durch einen beschwichtigenden Satz, wegzubekommen ist.

Als ich 16 Jahre alt war, kam eine große Angst in mein Leben hinein, bedingt durch eine traumatische Erfahrung, die ich mit meiner Oma erlebte, die zu diesem Zeitpunkt an Krebs erkrankt war. Ich weiß den Tag noch wie heute, als ich auf einmal meinen Körper nicht mehr spürte, Schwindel und Herzrasen bekam und dachte, ich müsste sterben. Seit diesem Tag bekam ich immer wieder Panikattacken, die mich bis heute begleiten. Sie sind mal schwächer und mal stärker. Ich wurde damals ärztlich durchgecheckt, aber organisch war bei mir alles in Ordnung. Rein rational, hatte ich keinerlei Gründe dafür, Angst und Panik zu haben. Doch mit sachlichen Argumenten oder Sätzen wie Du brauchst keine Angst zu haben!, war da nichts zu bewirken. Auch wenn es keinen erklärbaren Grund gab, holte mich die Angst immer wieder ein. Das Einzige, das in solchen Momenten öfters half, waren Gebete, die mein Papa mit mir sprach. Nach einiger Zeit wurde ich dann ruhiger und die Symptome ließen nach. Doch ganz geheilt wurde ich von dieser Angst nicht. Ich kämpfte mehrere Jahre damit (und frage mich heute, warum ich mir nicht schon früher professionelle Hilfe gesucht habe). Mal kam ich ganz gut damit klar, mal war es so heftig, dass ich mich kaum vor die Tür traute und mein Radius immer kleiner und enger wurde.

Als wir nach und nach unsere Kinder bekamen, wollte ich, dass sie auf keinen Fall etwas von meinen Ängsten mitbekamen. Sei sollten nicht darunter leiden! Deshalb riss ich mich zusammen und ging trotzdem raus und trotzte irgendwie meiner Angst, mal mehr, mal weniger erfolgreich.

Im Zuge meiner Erschöpfung wurden die Ängste stärker und es war nun wirklich an der Zeit, sich ihnen zu stellen und sie professionell zu bearbeiten.

So thematisierte ich meine Ängste und ich begann mit einer Therapeutin daran zu arbeiten. Ich möchte dir wirklich Mut machen, dir Hilfe zu suchen, wenn du unter Angst leidest. Warte nicht so lange, wie ich es getan habe.

Irgendwann merkten wir, dass es neben allen Gesprächen und an der Angst zu arbeiten, gut wäre, ein Medikament unterstützend einzunehmen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie lange ich mich dagegen wehrte, weil ich den festen Willen hatte, es so zu schaffen. Heute denke ich, warum ich mich so lange unnötig quälte. Seit der Therapie, dem arbeiten an der Angst und dem unterstützenden Medikament, habe ich keine Panikattacken mehr und ich kann mein Leben wieder, fast ohne Angst, genießen.

Ich hatte oft damit gehadert, dass ich als Christ, an einen Gott glaube, der Wunder tut und nur durch ein gesprochenes Wort heilen könnte, dann trotzdem zu einer Therapeutin gehen musste.

In der Bibel steht sehr häufig der Satz: Fürchte dich nicht!

Auch in der Weihnachtsgeschichte kommt dieser Satz mehrmals vor

Fürchte dich nicht Zacharias, dein Gebet ist erhört... Lukas 1,13

Fürchte dich nicht Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Lukas 1,30

Und zu den Hirten, auf dem Feld spricht der Engel:

Fürchtet euch nicht. Siehe,

ich verkündige euch große Freude... Lukas 2,10

Bedeutet das also, dass ich keine Angst haben muss, bzw. haben kann, wenn ich Christ bin? Versucht Gott mich, genauso wie wir Menschen uns gegenseitig, mit einem Hab keine Angst!- Satz, oberflächlich zu beruhigen? Das denke ich nicht. Jesus weiß, dass wir Menschen sind und das uns viele Dinge auf dieser Welt Angst machen. Das bestätigt auch ein anderer Bibelvers, in dem es heißt

In der Welt habt ihr Angst... Johannes 16,33a

Ja, es ist es normal und menschlich, Angst zu haben. Das weiß Gott und das kalkuliert er auch ein. Aber der Bibelvers hat noch einen zweiten Teil:

...aber seid getrost, ich (Gott) habe die Welt überwunden! Johannes 16,33b

Das bedeutet, dass letztendlich Gott die Kontrolle hat über alles, was in dieser Welt und in deinem und meinem Leben passiert und das alles, was uns geschieht, an ihm vorbei muss. Wenn wir ihm unser Leben anvertraut haben, dann hält er es in seiner Hand!

Deshalb brauchen wir uns keine Sorgen zu machen und sollen uns nicht fürchten. Aber das ist keine leere Floskel, sondern beruht auf einer Person, dem allmächtigen Gott höchstpersönlich!

Die Gewissheit, dass Gott mich hält und mein Leben trägt hilft mir, in so vielen Situationen.

Und trotzdem gibt es manchmal Grenzsituationen, wo wir uns  andere Hilfen holen dürfen, ja sogar sollen. Denn Gott hat ja manchen Menschen die Fähigkeiten gegeben, sich mit bestimmten Krankheiten und Ängsten auszukennen und dann ist es doch gut, diese in Anspruch zu nehmen!

Ich mache dir Mut, dein Leben in Gottes Hände zu legen und ihm zu vertrauen, dass er dir so manche Angst und Sorge nehmen kann. Aber ich ermutige dich auch, wenn es nötig ist, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen! Das ist keine Schande!

Lasst uns Menschen Verständnis entgegen bringen, die Ängste haben und sie nicht mit gut gemeinten Floskeln abspeisen sondern für sie da sein und für sie beten!

In diesem Sinne wünsche ich dir und mir ein gesegnetes Weihnachtsfest, in dem Wissen, dass Jemand da ist, der ein wirkliches Fürchte dich nicht! für uns bereithält, mit uns unterwegs ist uns hilft und hält.

Deine Danny 

Buchtipp zum Blogeintrag:

Wenn plötzlich die Angst kommt

von 

Roger Baker

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