Perfektionismus

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Gerade ist wieder Laternenzeit. Viele Kinder gestalten die schönsten und kreativsten Laternen. Unsere Erzieherinnen und Erzieher geben sich sehr viel Mühe und basteln mit jedem Kind eine individuelle Wunschlaterne. Ob Dino, Einhorn, Frosch oder Bär, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Das Bestreben von Erziehern ist es, dass jedes Kind so viel wie möglich allein gestaltet. Und das finde ich wirklich Klasse! Natürlich ist da so mancher runder Kreis ein wenig eckig. Und eine Linie nicht wirklich immer gerade. Aber das Kind ist am Ende sehr stolz auf seine eigene Laterne. Die Arbeit hat sich gelohnt.

Den Kindern ist es nicht wichtig, ob die Laterne perfekt ist, im Sinne von graden Linien und korrekt ausgeschnittenen Kreisen. Sie haben ihre Laterne selbstständig gebastelt und das macht sie einzigartig.

Aber nicht jeder ist mit dem gebastelten Ergebnis zufrieden. Es gibt Eltern, die tatsächlich sagen:

Das soll ein... sein? Das erkennt man gar nicht. Da hätte sich die Erzieherin aber mehr Mühe geben müssen!

Wie bitte? Die Erzieherin? Ich dachte, es sei die Laterne des Kindes! Es ist sogar schon vorgekommen, dass Eltern eine neue Laterne gekauft haben, weil ihnen die gebastelte nicht gut genug war!

Was geht in diesen Eltern vor? Was treibt sie zu so einem Verhalten an? Und welche Botschaft geben sie an ihr Kind weiter?

Anstatt das Kind in dem zu bestätigen, was es geleistet hat, bekommt es das Gefühl, nicht gut genug geleistet zu haben und den Ansprüchen seiner Eltern, nicht gerecht zu werden.

Das Laternen-Beispiel ist nur eines von vielen, was deutlich macht, wie sehr der Perfektionismus unser Leben bestimmen möchte.

Unsere Kinder sollen möglichst Klassenbeste werden, mindestens ein Instrument beherrschen, erfolgreich im Sport sein, am besten im Kindergarten schon eine Fremdsprache erlernen. Wir selbst, unsere Ehe, unser Zuhause, soll möglichst vorzeigbar und Instagram tauglich sein. Wir sollen nach  außen präsentieren, dass wir unser Leben im Griff haben und es möglichst perfekt ist!

Wenn dein Kind vielseitig interessiert ist und Spaß an Dingen hat, fördere es! Aber tu es nicht, damit du nach außen ein vorzeigbares, gelungenes Kind hast, für das du dich auf die Schulter klopfen kannst und dich möglichst noch andere darum beneiden. Damit setzt du dein Kind einem unangenehmen, unbewussten Druck aus.

Ich muss zugeben, dass Perfektionismus auch für mich, lange ein Thema war und es manchmal auch noch ist. Aber durch meine Erschöpfungsdepression bröckelte mein Bild immer mehr und ich konnte meinen eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden. Immer mehr wurde ich damit konfrontiert, mein Leben und auch meine Familie nicht mehr im Griff zu haben. Und dann musste ich mich fragen, wie ich nun damit umgehen wollte. Weiter so tun, als wäre alles in Ordnung und das perfekte Bild aufrecht erhalten und dadurch unglaublich viel Kraft und Energie lassen? Oder ehrlich zu mir selbst und anderen werden und das Bild bröckeln lassen?

Da ich irgendwann keine Kraft mehr für ein perfektes Bild nach außen hatte, entschied ich mich zwangsläufig für die zweite Variante. Natürlich war es hart und schwer, aber irgendwie auch sehr entlastend und befreiend! Zudem habe ich erlebt, dass andere sich auf einmal auch geöffnet haben und ehrlich wurden.

In der Bibel sagt Paulus einmal:

Wenn ich mich denn rühmen soll,

will ich mich meiner Schwachheit rühmen.

2.Korinther 11,30

 

Komisch, oder? Warum sollte man sich für seine Schwachheit rühmen?

Paulus erkannte, dass wenn er seine Schwäche und Unzulänglichkeit ehrlich vor Gott zugab, dass dann Gott mit seiner Stärke in diese Schwachheit hinein kommt.

Wir Menschen kommen einfach irgendwann an unsere Grenzen und kommen nicht mehr weiter. Unser Perfektes Bild bröckelt und wir schaffen es nicht, es weiter aufrechtzuerhalten. Aber Gott ist mit seiner Kraft nie am Ende und deshalb kann er unsere Schwäche zu etwas Gutem machen, wenn wir ihn lassen!

Deshalb sagt er auch zu Paulus: 

Lass dir an meiner Gnade genügen,

denn meine Kraft ist in den Schwächen mächtig!

2.Kor.12,9

 

Schwäche ist ziemlich unattraktiv und hat mit Perfektion im Leben, nicht viel zu tun. 

Anhand meiner eigenen Erfahrung kann ich dir nur Mut machen, Schwäche, Verletzlichkeit und Unperfektes zuzulassen! Vor Gott, aber auch vor anderen Menschen.

Es wird dich von dem Druck befreien, nach außen hin ein perfektes Bild liefern zu müssen und es wird deine Beziehungen echter und tiefer machen!

Letzten Endes brauchen wir alle keine perfekten Menschen um uns herum, sondern authentische Personen, die uns zeigen, wie man hinfallen, aber auch wieder aufstehen kann!

Wir werden nie perfekt werden! Der einzige, der wirklich perfekt ist, ist Gott!

Ich werde euch Ruhe geben.

Er erwartet nicht, dass wir perfekte Menschen sind, sondern ehrlich zu ihm kommen, mit all den Unperfektheiten unseres Lebens. Er sagt:

Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet!

 

Matthäus 11,28

 

Wenn er keinen Perfektionismus erwartet, dann müssen wir nicht danach streben, und es auch nicht von anderen erwarten.

Also, Mut zur Lücke! 😀 

Deine Danny 

Wie das perfekte Bild nach außen zunehmend zu bröckeln begann, kannst du in meinem Buch

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