Grenzen setzen

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Als ich in der Reha wegen meiner Erschöpfungsdepression war, bekamen wir eine Aufgabe, deren Ergebnis bei mir sehr bezeichnend war. Wir bekamen ein Seil und sollten uns damit einen Schutzraum für uns selbst auf dem Boden legen. Ich legte das Seil um mich herum, aber ließ vorne eine Öffnung, damit andere noch die Möglichkeit hatten, zu mir zu kommen.

Ich sollte eine Grenze zwischen mir und den anderen ziehen, aber ich ließ ein Hintertürchen offen.

Grenzen zu setzen fällt mir tatsächlich sehr schwer, da ich andere nicht verletzen oder ihnen etwas vorenthalten will. Ich möchte niemanden verärgern oder gegen mich aufbringen. Ich bin nämlich ein ausgesprochener Harmoniemensch, der es gerne allen recht machen möchte. 

Dabei vergesse ich mich jedoch oft selbst und bin verärgert, wenn andere über meine Grenzen gehen.

Auch in der Beziehung zu meinen Kindern ist es mir zum Anfang sehr schwer gefallen, Grenzen zu setzen. Ich wollte sie in ihrer Entwicklung nicht einschränken oder begrenzen, habe dabei aber nicht bedacht, dass Grenzen wichtig für sie sind, weil sie ihnen Halt, Orientierung und Struktur geben und weil sie dadurch auch lernen, Grenzen von anderen Menschen wahrzunehmen und zu akzeptieren. Doch dieses Grenzen setzen beginnt bei mir und dem Aufzeigen meiner eigenen Grenzen.

Gerade Christen stehen in der Gefahr, über ihre Grenzen zu gehen, weil sie für andere Menschen da sein möchten und weil die Nächstenliebe für sie einen hohen Wert hat. Dabei berufen wir uns gerne auf Jesus als unser Vorbild. Jesus war jedoch jemand, der seine Grenzen kannte und sie auch anderen Menschen gegenüber gezeigt hat.

Wenn beispielsweise Menschen ununterbrochen etwas von ihm wollten, zog er sich zurück:

Jesus merkte, dass die Leute kurz davor standen,

ihn festzuhalten und zu ihrem König auszurufen.

Deshalb zog er sich wieder auf den Berg zurück, er ganz allein.

Johannes 6,15

 

Oder wenn Menschen gewisse Vorstellungen hatten, wie er zu reagieren hatte, machte er diesen klar, dass für ihn allein wichtig war, was Gott sein Vater, von ihm wollte und nicht, was die Menschen meinten, was er tun sollte:

Ich kann nichts von mir aus tun.

Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist gerecht;

denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Johannes 5,30 

 

Als er einmal auf einer Hochzeit eingeladen war auf der der Wein ausgegangen war und seine Mutter ihn bat, helfend einzugreifen, sagte er:

Es ist nicht deine Sache, mir zu sagen, was ich tun soll!

Meine Zeit ist noch nicht gekommen!

Johannes 2,4 

 

Und er griff erst ein, als Gott ihm das Zeichen dafür gab. Von solchen oder ähnlichen Situationen könnte man noch viele andere aufzählen. 

Jesus vereinte also beides: Nähe, Liebe und Zugewandtheit, aber genauso auch das Beachten seiner eigenen Grenzen.

Auch in dem vielfach zitierten Vers:

Liebe deinen Nächsten...

Matthäus 22,39a

gibt es den zweiten Teil:

...wie dich selbst!

Matthäus 22,39b

 

Beides kann miteinander Hand in Hand gehen. Die Liebe zum Nächsten und zur eigenen Person!

Eigentlich kann ich auch den anderen erst dann gut und gesund lieben, wenn ich mich zuerst liebe und ernst nehme. Und dann nimmt mich auch mein Gegenüber ernst und akzeptiert meine Grenzen.

Es ist also nichts Schlimmes, was ich dem anderen zumute, wenn ich ihm Grenzen setze, sondern hilft dem anderen, Empathie für meine Bedürfnisse zu entwickeln.

Mittlerweile habe ich das verstanden und versuche deshalb einen besseren Umgang mit meinen eigenen Grenzen und dem Grenzen setzen anderer zu finden.

Wie ist das bei dir? Kannst du gut Grenzen setzen oder tust du dich, wie ich, eher schwer damit? Falls das Zweite bei dir der Fall ist, hoffe ich, dass dir meine Gedanken dazu ein wenig helfen können!

Deine Danny

Wenn du dich weiter mit dem Thema beschäftigen möchtest, dann empfehle ich dir folgenden Podcast:

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